Monatsandacht für Mai
„Alles vermag ich durch ihn, der mir Kraft gibt.“ (Philipperbrief 4, 13)
Liebe Gemeinde,
dieses Wort habe ich schon als Ermutigung für Menschen in Leid oder Sorge gehört. Aber manche bringen es auch mit ihrem Erfolg in Verbindung.
In Weimar steht eine Statue von 1857, sie zeigt zwei der größten deutschen Dichter, die auch gute Freunde waren: Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832) und Friedrich von Schiller (1759–1805).
Als beide noch lebten, stellten Kritiker oft die Frage, welcher von ihnen der größere Schriftsteller sei. Wenn Goethe die Leute sagen hörte: „Sie sind der Meisterdichter der Deutschen“, antwortete er rasch: „Sie dürfen Schiller nicht vergessen.“ Und wenn sie Schiller priesen, sagte der: „Aber denken Sie an meinen Freund Goethe.“
Der Bildhauer des Weimarer Denkmals brachte die gegenseitige Liebe der beiden wunderbar zum Ausdruck: Goethe hat einen Lorbeerkranz in der Hand, den er auf Schillers Kopf legen will, doch Schiller möchte die Krone nicht. Beide Freunde sind sich nobel uneins, beide akzeptieren je ihre Krönung als Dichterfürst nicht, da sie das Talent des je anderen schätzen und ihre Freundschaft jeder Ehrung vorziehen.
Eines Tages fragten die Leute Schiller: „Wie kannst Du so reden?“. Da erzählte er ihnen, dass er in einer sehr religiösen Familie aufgewachsen sei, ja seine Eltern hätten gewollt, dass er Pfarrer werde. „Ich habe von Paulus gelernt, aus Philipper 4,13.“
Herzlich, Ihr Pastor Sugi
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