Monatsandacht für November
Monatsspruch für November:
„Umso fester haben wir das prophetische Wort, und ihr tut gut daran, dass ihr darauf achtet als auf ein Licht, das da scheint an einem dunklen Ort, bis der Tag anbreche und der Morgenstern aufgehe in euren Herzen.“ (2. Petr. 1,19)
Liebe Gemeinde,
gleich Anfang November sind die Festtage Allerheiligen und Allerseelen – für katholische Christen traditionell die Tage, an denen man der Verstorbenen gedenkt und zu den Gräbern geht. Auch für Evangelische ist das in vielen Ländern so. Bei uns nicht, da hat man irgendwann das Totengedenken auf den letzten Sonntag des Kirchenjahres verlegt – der deshalb im Volksmund ja auch „Totensonntag“ heißt. Dieses Jahr am 20. November. So ist der oft trübe, graue November in unserer Kultur der Monat des Denkens an Sterben und Vergänglichkeit, des Erinnerns an unsere Toten. In der Orthodoxen Kirche hat das zu Ostern seine Zeit, also am Auferstehungsfest, beim Frühlingserwachen … spannend, nicht?
Zurück zum November: Ich habe Ihnen eine Anregung des Benediktiners Anselm Grün zu Allerseelen mitgebracht, sie ist genauso auf „Totensonntag“ anwendbar:
„Am Fest Allerseelen können Sie mal bewusst das Vaterunser meditieren. Stellen Sie sich vor, dass der verstorbene Vater, die verstorbene Mutter … dieses Gebet oft täglich gebetet haben, wie sie es durchgetragen hat durch Zeiten des Krieges, der Armut, der Krankheit, des Leids. Vielleicht erinnern Sie sich noch an den Tonfall, mit dem die Verstorbenen es gebetet haben. Ich selbst erinnere mich noch an meinen Vater, wie existenziell für ihn die Bitte Unser tägliches Brot gib uns heute war, als die Bank nach dem Konkurs seines Geschäftes unser Haus, in dem meine Eltern mit ihren sieben Kindern wohnten, versteigern wollte. Und dass die Bitte Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern ihn davor bewahrt hat, zu verbittern über das Unrecht, das ihm damals geschehen ist. Wenn ich das Vaterunser bete, habe ich teil am Glauben meines Vaters.
Wenn Sie … gemeinsam mit der Gemeinde auf dem Friedhof beten oder wenn Sie es allein vor dem Grab Ihrer Eltern beten, dann können Sie sich vorstellen: Ich habe jetzt Teil am Glauben meiner Eltern. Und Sie können sich vorstellen: Meine Eltern beten dieses Gebet Jesu jetzt als Schauende, während ich es als Suchender, als Zweifelnder, als Glaubender bete. So verbindet das Gebet Himmel und Erde, uns Lebende mit den Verstorbenen. Der Himmel öffnet sich über unserem Gebet. …
Unser Denken an die Toten erinnert uns auch an unseren eigenen Tod. Diese Erinnerung lädt uns ein, jetzt im Augenblick zu leben, intensiv und bewusst zu leben. Das Wissen um die Endlichkeit des Lebens verstärkt das Leben. Wir hören auf, nur zu dahinzuleben. … Wenn ich weiß, dass jede Begegnung die letzte sein könnte, werde ich sie bewusster erleben.“ (Anselm Grün)
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen gesegneten November!
Ihr Pastor Steffen Tuschling
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