Monatsandacht für Dezember
„Meine Seele wartet auf den Herrn mehr als die Wächter auf den Morgen.“ (Psalm 130,6)
Liebe Gemeinde,
sehnliche Hoffnung auf den Morgen … haben vor allem Menschen, die im Finstern sind. Die die Dunkelheit und Kälte der Nacht aushalten und erleiden. Und sich sehnen nach dem Silberstreif am Horizont. Wer schon einmal eine Nacht draußen erlebt hat, weiß, was es für ein Moment ist, wenn der Tag sich endlich ankündigt, erst nur zwielichtig, mit leichtem Schwarzweiß, dann kannst Du Konturen erkennen … und dann das Antlitz eines Menschen. Und irgendwann beginnt der Himmel sich langsam zu färben. Bis endlich der Moment da ist, in dem das Licht richtig durchbricht mit einer Kraft und Schönheit, die nicht mehr zu bändigen sind.
Der Beter des 130. Psalms besingt genau die Not der Nacht. Und er sehnt sich nach dem Morgen.
Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu dir. / Herr, höre meine Stimme! Lass deine Ohren merken auf die Stimme meines Flehens!
Wenn du, Herr, Sünden anrechnen willst – Herr, wer wird bestehen? Denn bei dir ist die Vergebung, dass man dich fürchte.
Ich harre des Herrn, meine Seele harret, und ich hoffe auf sein Wort.
Meine Seele wartet auf den Herrn mehr als die Wächter auf den Morgen; mehr als die Wächter auf den Morgen hoffe Israel auf den Herrn!
Denn bei dem Herrn ist die Gnade und viel Erlösung bei ihm. Und er wird Israel erlösen aus allen seinen Sünden.
Psalm 130 gehört zu den sogenannten Bußpsalmen. Nüchtern benennt der Psalm unsere Verstrickung in die Sünde. Und setzt seine ganze Hoffnung auf Gott. Die Überzeugung des Beters: Wer um Hilfe schreit, der hat Hoffnung, wer Hoffnung hat, schreit um Hilfe. Kein Mensch kann sich aus der Gebundenheit an die Sünde selbst erlösen. Er ist auf den „Löser“ Gott angewiesen – und Gott kommt zu Hilfe! Darum hat der Psalm 130 seinen Platz in der Adventszeit – die ja eine Zeit der Umkehr (Fastenzeit) und der Sehnsucht ist. Viele kennen das Lied „Aus tiefer Not schrei ich zu Dir“, dessen Text auf Martin Luther zurückgeht. Für Luther gehörte dieser Psalm zu den „kostbarsten und wichtigsten Psalmen.“ Beten wir ihn im Advent – wie auch immer unsere Lage ist. Gott hört uns.
Eine gesegnete Adventszeit wünsche ich Ihnen!
Ihr Pastor Steffen Tuschling
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