Monatsandacht für März

„Vor einem grauen Haupt sollst du aufstehen und die Alten ehren und sollst dich fürchten vor deinem Gott; ich bin der Herr.“ (3. Mose 19,32)

Liebe Gemeinde,

„Die jungen Leute machen einem im Bus ja gar keinen Platz mehr“ – sagt der eine. Eine andere widerspricht: „Neulich ist doch glatt einer aufgestanden und hat mir seinen Platz angeboten – Deutsch konnte er nicht richtig, aber nett war er.“ „Ja, die Ausländer, da wissen manche noch, was sich gehört,  die haben das noch gelernt.“ So tönt es im Seniorentreff.

Aufstehen vor den Grauhaarigen – das wird hier in unserem Monatsspruch aus dem „Heiligkeitsgesetz“  der Bibel verbunden mit der „Gottesfurcht“. Das heißt: Niemand kann sich auf seine Frömmigkeit  berufen ohne dass das Konsequenzen für sein oder ihr Leben hat. Der Glaube muss sich erweisen im  Alltag, hier wird der Umgang mit den Alten benannt.

Beim „Aufstehen vor einem grauen Haupt“ geht um mehr als um die Situation im Stadtbus. Von „Ehren“ ist die Rede – wie im fünften Gebot, wo es um die alten Eltern und ihre Versorgung geht (nicht übrigens um den Gehorsam jugendlicher Kinder!). In einer Zeit ohne Rentenversicherung wird die „mittlere Generation“ (um die es in den Zehn Geboten immer geht) aufgefordert, die Alten zu versorgen – auch wenn sie nicht mehr „produktiv“ sind für die Gemeinschaft. „Ehren“, das heißt ursprünglich „schwer machen“, also zuerst und zunächst einfach: Mit Essen und Trinken versorgen. Und das in Respekt und Achtung vor der Lebensleistung der Alten.

Noch bin ich nicht grau, habe aber auch schon Anspruch auf die Senioren-Bahncard der Deutschen Bahn. Wie es mir wohl einmal gehen wird im Übergang von denen, die sich um die noch Älteren kümmern zu denen, die selbst auf Versorgung, Zuwendung und Achtung besonders angewiesen sind?

Ihr Pastor Günter Baum