Monatsandacht für Mai

„Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht auf das, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht.“ (Hebr 11,1)

Liebe Gemeinde,

Glauben: Das ist etwas anderes als das Für-Wahr-Halten übersinnlicher Dinge oder das Nachsprechen-Können traditioneller Formeln. Um Zuversicht geht es, um Hoffnung: Also um ein Leben mit Energie und mit Würde und mit Gottvertrauen.

In meinem Beruf sind mir viele Menschen begegnet, die das vorgelebt haben, manche mit einem tiefen Wissen um den Grund des Glaubens im Heil, das Gott uns schenkt. Aber ich habe auch viele zweifelnde und verzweifelte Menschen erlebt, manchmal begleiten dürfen. Deren Fragen waren schwer, nicht zu beantworten mit einem „Schau doch mal hin!“ Denn für sie war so gar nichts zu sehen von Gottes Heil und seiner Begleitung auch in schweren Zeiten. Oft blieb, miteinander zu schweigen und auch – statt Hinsehen – ein vorsichtiges Hinhören auf Gottes Hoffnungspoesie.

Der Hebräerbrief lobt das Nichtzweifeln – aber ich denke, dem voraus geht das Zweifeln, auch an Gott, als völlig natürliche Reaktion auf schlimme Erfahrungen. Vielleicht kann sich der eine, die andere irgendwann durchringen zu dem, was der Briefschreiber Glauben nennt: Zuversicht gewinnen, Hoffnung, Vertrauen in Gott und in das Leben.

Unterstützung beginnt damit, das Schlimme gemeinsam auszuhalten und die Gründe des Zweifels zu teilen. Und mitten in allen Zweifelsgesprächen, auch im Gebet davor und danach, auf das pfingstliche Wunder des Glaubens einfach zu hoffen.

Beim ersten Pfingsten in Jerusalem ist aus zweifelnden, ängstlichen Menschen eine starke Gemeinschaft geworden. Christus hat sich seine Gemeinde berufen, die er selbst „versammelt, schützt und erhält.“ (Heidelberger Katechismus, Frage 54).

Zu einer Gemeinde von zweifelnden und glaubenden Christenmenschen zu gehören wird uns alle zumindest ab und zu in Stand setzen, neue Zuversicht, neue Hoffnung gegen allen Zweifel zu gewinnen.

Mit pfingstlichen Grüßen

Ihr Pastor Günter Baum