Monatsandacht für Juni
„Vergesst die Gastfreundschaft nicht, denn durch sie haben einige, ohne es zu ahnen, Engel beherbergt.“ (Hebräerbrief 13,2)
Liebe Gemeinde,
„Einige haben, ohne es zu ahnen, Engel beherbergt.“ Engel stehen in der Bibel meist für die Anwesenheit Gottes. Der Monatsspruch lenkt unseren Blick auf eine grundstürzende Erkenntnis: Gott begegnen wir im Fremden. Im Fremden, der uns nahe kommt, in unsere Privatsphäre eintritt. Der Satz aus dem Hebräerbrief verweist auf eine uralte Geschichte. Als Abraham und Sara, ohne es zu wissen, nicht nur Gottes Boten, sondern sogar Gott selbst beherbergten. Wir lesen im 1. Buch Mose, im 18. Kapitel:
Und der HERR erschien ihm im Hain Mamre, während er an der Tür seines Zeltes saß, als der Tag am heißesten war. Und als er seine Augen aufhob und sah, siehe, da standen drei Männer vor ihm. Und als er sie sah, lief er ihnen entgegen von der Tür seines Zeltes und neigte sich zur Erde und sprach: Herr, hab ich Gnade gefunden vor deinen Augen, so geh nicht an deinem Knecht vorüber. Man soll euch ein wenig Wasser bringen, eure Füße zu waschen, und lasst euch nieder unter dem Baum.
Es entspannt sich eine Geschichte voller orientalisch-überwältigender Gastfreundschaft:
… ich will euch einen Bissen Brot bringen, dass ihr euer Herz labt; danach mögt ihr weiterziehen. … Abraham eilte in das Zelt zu Sara und sprach: Eile und menge drei Maß feines Mehl, knete und backe Brote. Er aber… holte ein zartes, gutes Kalb und gab’s dem Knechte; der eilte und bereitete es zu. Und er trug Butter und Milch auf und von dem Kalbe, das er zubereitet hatte, und setzte es ihnen vor und blieb stehen vor ihnen unter dem Baum, und sie aßen.
Zugleich eine Geschichte voller Überraschungen. Gastgeberin Sara wird ein Kind verheißen:
Da sprach er: Ich will wieder zu dir kommen übers Jahr; siehe, dann soll Sara, deine Frau, einen Sohn haben. Das hörte Sara hinter ihm, hinter der Tür des Zeltes. Und sie waren beide, Abraham und Sara, alt und hochbetagt, sodass es Sara nicht mehr ging nach der Frauen Weise. Darum lachte sie bei sich selbst und sprach: Nun, da ich alt bin, soll ich noch Liebeslust erfahren, und auch mein Herr ist alt! Da sprach der HERR zu Abraham: Warum lacht Sara und spricht: Sollte ich wirklich noch gebären, nun, da ich alt bin? Sollte dem HERRN etwas unmöglich sein? Um diese Zeit will ich wieder zu dir kommen übers Jahr; dann soll Sara einen Sohn haben. Da leugnete Sara und sprach: Ich habe nicht gelacht –, denn sie fürchtete sich. Aber er sprach: Es ist nicht so, du hast gelacht.
Sara wird es unheimlich. Weiß dieser Gast (oder sind es drei?) einfach alles? In der flirrenden Mittagshitze verschwimmt das Erleben. Doch der unheimliche Fremde hält Wort. Übers Jahr wird Isaak geboren. Jizhak – „er lachte“. Und nun wird auch Sarah gelacht haben. Ohne es zu wissen, hatte sie … Gott beherbergt.
Gastfreundschaft – ein hohes Gut, überraschende Begegnungen. Nicht nur im alten Orient.
Ihr Pastor Steffen Tuschling
Kommentarbereich geschlossen.