Monatsandacht für Oktober

„Herr, all mein Sehnen liegt offen vor dir, mein Seufzen war dir nicht verborgen.“ (Psalm 38,10)

Liebe Gemeinde,

fasziniert schaue ich jedesmal im Spiegel zu, wie meine Friseurin arbeitet. Ihr Gesicht sieht dabei ganz konzentriert aus, sie sieht sich an, wie meine Haare fallen, und sie bekommt so eine Idee davon, wie es werden soll. Offensichtlich weiß sie genau, was sie tun muss, jeder Handgriff sitzt. Was für mich aussieht wie ein wildes in den Haaren Herumschneiden, wird am Ende wieder eine ordentliche Frisur sein. Sicherlich hat sie lange geübt, um so gut zu werden. Wenn sie mit meinen Haaren fertig ist, ist es so geworden, wie sie es sich gedacht hat. Sie kann sagen: Es ist gut.

Wenn es mit dem Leben nur auch so wäre. Eine Lebensausbildung absolvieren, am Ende gibt es eine Prüfung und dann ist gut. Dann kann nichts mehr schief gehen. Aber so ist es nicht. Sicher auch da spielt sich manches ein und wird zur Routine. Mit jedem Lebensjahr lernt man immer wieder Neues. Es gibt Dinge im Leben, da weiß man genau, wie man es machen muss. Aber es gibt viele andere Momente,  in denen ich noch keine Idee davon habe, was mein Tun auslösen und bewirken wird.

Wie eine Richtschnur kommen mir die drei Forderungen vor, die der Prophet Micha benennt: Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der HERR von dir fordert, nämlich Gottes Wort halten und
Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott. An ihnen kann ich das, was ich tue, überprüfen: Entspricht mein Handeln dem Wort Gottes, seinen Geboten? Habe ich die Liebe hineingedacht und untergemischt? Habe ich von mir selbst und meinen Interessen abgesehen und das, was ich vorhabe,  mit den Augen des anderen betrachtet, den es auch betrifft?

So routiniert, wie meine Friseurin mir die Haare schneidet, kann ich mein Leben nicht immer führen. Das Leben ist komplex, es erfordert täglich neue Überlegungen, Mut, Fantasie. Immer wieder fordert es mich zu Entscheidungen heraus, deren Folgen ich noch nicht überblicken kann. Aber mir ist eine Richtschnur gegeben, an der ich mich orientieren kann: Gottes Wort, Liebe und Demut.

Herzlichst Ihre Linda Janssen