Monatsandacht Oktober
Wie es dir möglich ist: Aus dem Vollen schöpfend – gib davon Almosen! Wenn dir wenig möglich ist, fürchte dich nicht, aus dem Wenigen Almosen zu geben!
Tobit 4,8 E
Liebe Gemeinde,
kennen Sie die Geschichte vom Scherflein der armen Witwe? Sie gibt es in aller Bescheidenheit in den Gotteskasten am Tempel und schämt über die geringe Summe. Dennoch gibt sie mehr, als sie entbehren kann. Der Monatsspruch klingt wie eine Antwort auf ihre Zweifel, ob es genug sei. „Fürchte dich nicht, aus dem Wenigen Almosen zu geben.“ Jesus stellt sie als Vorbild hin. Sie ist bescheiden, der Reiche neben ihr gibt viel, ist stolz, möchte gesehen werden. Bei Matthäus heißt es, die rechte Hand solle nicht wissen, was die linke tut, damit sich niemand rühme und eine Belohnung erwarte.
Von Almosen ist die Rede. Heute ist der Begriff Almosen eher negativ geprägt und hat wenig gemein mit der milden Gabe. Almosen, das ist fast etwas Beleidigendes. Mehr als ein Almosen ist dir dieser Mensch nicht wert? Almosen ist so etwas Hingeworfenes, fast Verächtliches. Auf jeden Fall sehr wenig. Das Wort ist noch da in unserem Sprachgebrauch, aber der Bedeutungswandel ist deutlich. Aber Almosen geben ist in der biblischen Tradition ein unverzichtbarer Ausdruck des Glaubens und ein wichtiger Bestandteil der Solidargemeinschaft.
Der Monatsspruch aus dem Buch Tobit ist gewiss kein Loblied auf die Armut, sondern erinnert daran, dass ein Almosen, eine gute Gabe, notwendig ist. Es geht nicht darum, wie hoch mein Almosen ausfällt, sondern um die Haltung mit der ich gebe. Die Witwe im Gleichnis gibt mehr, als sie sich leisten kann. Sie gibt mit dem Herzen. Sie zeigt ihr absolutes Vertrauen. Gott sorgt für sie. Die Gabe des Reichen ist groß, mit ihr kann mehr bewirkt werden. Aber er hält viel zurück, weil er seinem Besitz mehr vertraut als Gott und die Anerkennung der Anderen so sehr braucht.
Das Scherflein der Witwe ist sprichwörtlich geworden. Sein Scherflein beizutragen ist auch heute unverzichtbar für unsere Gemeinschaft, für unsere Gesellschaft. Wie hoch soll nun dieses Scherflein ausfallen? Lassen Sie es mich mit den Worten eines berühmten Preußen sagen: „jeder ganz nach seiner Fasson“.
Ihre Linda Janssen
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