Monatsandacht für Februar

Liebe Gemeinde,

zu unserem Monatsspruch aus dem 10. Kapitel des Lukasevangeliums hat Pfarrer i.R. Tilman Hachfeld aus Berlin eine nachdenkenswerte Auslegung geschrieben. Pfarrer Hachfeld war mein Mentor, als ich Vikar in der
Französischen Kirche zu Berlin war… Ich möchte Ihnen seine Auslegung heute hier präsentieren. Ich wünsche Ihnen alles Gute im Februar!

Herzlich, Ihr Pastor Steffen Tuschling


„Wenn ihr in ein Haus kommt, so sagt als Erstes: Friede diesem Haus!“ (Lukas 10,5)

„Der Vers gehört in Jesu Anweisung zur Aussendung von 72 Jüngern, die ihm voraus in die Orte gesandt werden, in die er kommen will. Dabei gibt es solche, in denen die Gesandten aufgenommen, und solche, in denen sie nicht aufgenommen werden. Ersteren gilt Frieden, da werden Kranke geheilt und das Nahen des Gottesreiches verkündet. Letzteren wird gesagt, dass man sogar ihren Staub von den Füßen schüttelt, dass das Gottesreich zwar nahe ist, es aber Sodom an seinem Tag besser gehen wird als dieser Stadt.

Der Friedensgruß, von dem der Monatsspruch spricht, ist also zwiespältig. Er stellt die Angesprochenen auf die Probe: Wird er angenommen, wirkt er Frieden, wird er abgelehnt, wirkt er Verurteilung. Die wird dann im Folgenden direkt den Orten Chorazin, Betsaida und Kafarnaum angekündigt, und das Ganze endet (10, 16.): Wer euch hört, hört mich; und wer euch verachtet, verachtet mich. Wer aber mich verachtet, verachtet den, der mich gesandt hat.

Der ganze Abschnitt ist eine Radikalisierung der dreifach erzählten Aussendung der 12 Jünger (Matthäus 10, 7ff., Markus 6, 7ff. und Lukas 9, 1ff.), von denen nur Matthäus die Verurteilung einer ganzen Ortschaften anspricht. Der Abschnitt gehört in die Missionsgeschichte der frühen Kirche, aus ihm spricht die Erfahrung einer gewachsenen Kirche (6 mal 12 statt 12 Jünger), die aber, in ihrer Existenz bedroht, keine Zeit für langfristige Missionsstrategien hat. Im Lukasevangelium wirkt der Abschnitt eher fremd. Einem heutigen Nachdenken über Mission muss er es erst recht sein.

Bleibt der isolierte Eingangsvers, der aus seinem Zusammenhang gelöste Monatsspruch, der eine Selbstverständlichkeit ausdrückt – Friede! Schalom! oder Sallem! sollte jedem Haus gewünscht werden, das man betritt, egal ob christlich, jüdisch, muslimisch oder anders ausgerichtet. Darüber sollte man hier nachdenken – und nicht darüber, ob die so Begrüßten nun konvertieren wollen oder nicht…“

Pfr. i.R. Tilman Hachfeld

Quelle: http://www.tilman-hachfeld.de/monatsspruch-februar-2017/